Agiles Changemanagement: Erfolgsfaktoren und Praxistipps
Das Thema agiles Changemanagement wird in der heutigen dynamischen Geschäftswelt immer relevanter. Traditionelle Changemanagement-Prozesse, die oft langwierig und unflexibel sind, stoßen zunehmend an ihre Grenzen. Die Frage, ob sich Change-Prozesse agiler gestalten lassen, gewinnt dabei an Bedeutung. In diesem Artikel zeigen wir, was agiles Changemanagement bedeutet, wie es umgesetzt werden kann und welche Vorteile es bietet.
Was ist agiles Changemanagement?
Agiles Changemanagement integriert die Prinzipien des agilen Arbeitens in traditionelle Change-Prozesse. Im Gegensatz zum klassischen Changemanagement, das oft in einem strengen, stufenweisen Prozess (z. B. nach der Wasserfall-Methode) abläuft, ermöglicht der agile Ansatz eine kontinuierliche Anpassung und Flexibilität. Dies ist besonders wichtig bei nicht planbaren Veränderungen, da hier dynamische Lösungen erforderlich sind. Agilität im Changemanagement bedeutet daher, schneller auf Veränderungen reagieren und Prozesse effizienter gestalten zu können.
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Das Problem mit dem traditionellen ITIL-Ablauf und warum agiles Changemanagement hilft
Traditionelle Changemanagement-Prozesse, wie sie durch ITIL vorgegeben werden, sind nützlich, um Stabilität und Sicherheit in der IT-Infrastruktur zu gewährleisten. Es bewirkt, dass nicht das ganze Netzwerk ausfällt, wenn Sie einen Server ersetzen. Es gibt im Netzwerk also eine Vielzahl von Kontrollen und Schutzmechanismen. All diese Kontrollen sind nützlich. Doch diese Prozesse sind oft komplex, was vor allem bei Nicht-Standard-Changes zu Problemen führt:
- Der klassische ITIL-Ablauf verlangt oft aufwendige Analysen und Genehmigungen, was den Prozess verlangsamt und die Flexibilität einschränkt.
- In vielen Fällen erfordert die Einreichung eines Request for Change (RfC) umfassende Planungen, Analysen und Risikoabschätzungen.
- Dies führt zu langen Wartezeiten, insbesondere wenn das Change Advisory Board (CAB) über jede Anfrage berät.
Agiles Changemanagement bietet hier eine Lösung, indem es auf übermäßige Formalitäten verzichtet und nur das Wichtigste priorisiert. So werden Change-Anfragen schneller umgesetzt, ohne auf die nötige Sorgfalt bei wichtigen Schritten zu verzichten.
Die Rolle des Changemanagers und des CAB im agilen Ansatz
Im agilen Changemanagement verändert sich auch die Rolle des Changemanagers und des CAB. Der Changemanager agiert nicht mehr nur als reiner Prozessmanager, sondern übernimmt die Verantwortung für das Change-Backlog. Das Backlog ist eine priorisierte Liste der anstehenden Changes, die regelmäßig angepasst wird, um auf neue Erkenntnisse und Prioritäten reagieren zu können.
Das CAB übernimmt dabei eine eher strategische Rolle. Es prüft nicht mehr jeden Change im Detail, sondern gibt nur noch die wichtigsten Anfragen frei und bestätigt die Priorisierung des Backlogs. In entscheidenden Phasen einer Implementierung kann das CAB dennoch eingreifen und grünes Licht geben oder Anpassungen fordern.
Vorteile von agilem Changemanagement
Der Übergang zu einem agilen Changemanagement bringt eine Vielzahl von Vorteilen mit sich:
- Schnellere Reaktionsfähigkeit: Unternehmen können schneller auf unvorhersehbare Veränderungen reagieren und notwendige Anpassungen zeitnah vornehmen.
- Flexibilität: Während des Implementierungsprozesses ist es einfacher, neue Informationen oder technologische Fortschritte einzubeziehen.
- Geringere Komplexität: Der Verzicht auf unnötige Formalitäten und das Priorisieren wirklich wichtiger Changes reduziert den Aufwand und beschleunigt den Prozess.
- Bessere Zusammenarbeit: Agile Teams arbeiten stärker interdisziplinär, was zu besseren Lösungen und einer höheren Motivation führt.
Praxistipps für die Umsetzung von agilem Changemanagement
Um das agile Changemanagement in der Praxis erfolgreich zu implementieren, sind mehrere Schritte notwendig, die sowohl den Einzel-Change als auch das gesamte Change-Portfolio betreffen.
1. Agiles Changemanagement für einzelne Changes
Die Implementierung eines einzelnen Changes kann durch folgende agile Prinzipien beschleunigt werden:
- Minimalistische Beschreibung des Change-Ziels: Statt von Beginn an einen detaillierten Plan mit allen technischen Details zu erstellen, sollten Sie zunächst nur das Ziel des Changes und die wichtigsten Voraussetzungen definieren. Das reduziert den administrativen Aufwand und schafft Flexibilität für spätere Anpassungen.Beispiel: Bei einem langsamen Mailserver könnte das Ziel sein, Meldungen über bereits bekannte Probleme anzuzeigen, ohne dass Benutzer private Informationen einsehen können.
- Regelmäßige Überprüfung und Anpassung: Ein agiler Ansatz sieht vor, dass der Change-Prozess in regelmäßigen Abständen überprüft wird. Dabei stellen Sie sicher, dass der Change noch im Einklang mit dem ursprünglichen Ziel steht und die Voraussetzungen erfüllt werden. Sollte der Change nicht mehr den Erwartungen entsprechen, kann er flexibel angepasst oder verworfen werden, ohne wertvolle Ressourcen zu verschwenden.
- Einbindung von Experten: Agile Changemanagement-Teams sollten frei und eigenverantwortlich an Lösungen arbeiten. Dabei ist es jedoch wichtig, dass Experten frühzeitig eingebunden werden, um technische oder sicherheitsrelevante Bedenken zu adressieren.
2. Agiles Changemanagement auf Abteilungsebene
Um das gesamte Changemanagement agiler zu gestalten, sind auch strategische Anpassungen notwendig:
- Limitation der Anzahl paralleler Changes: Arbeiten Sie an zu vielen Changes gleichzeitig, leiden Qualität und Vorhersehbarkeit der Ergebnisse. Begrenzen Sie daher die Anzahl der parallel laufenden Changes, um die Laufzeit zu verkürzen und die Fehleranfälligkeit zu verringern.
- Klare Priorisierung von Changes und Incidents: Um ein Gleichgewicht zwischen der Bearbeitung von Changes und Incidents zu finden, sollten Teams klare Prioritäten setzen. In manchen Fällen könnte es sinnvoll sein, festgelegte Zeiträume für die Bearbeitung von Changes zu reservieren, während Incidents in dieser Zeit etwas länger warten müssen.
Agile Mindset in der Unternehmenskultur verankern
Agiles Changemanagement ist kein starres Framework, sondern eine Denkweise, die Flexibilität, Zusammenarbeit und kontinuierliche Verbesserung in den Vordergrund stellt. Es bietet Unternehmen die Möglichkeit, Veränderungen dynamischer und effizienter zu steuern, ohne dabei die Kontrolle über Risiken zu verlieren. Um agile Methoden erfolgreich zu implementieren, sollten Unternehmen sowohl ihre Prozesse als auch die Rollen innerhalb des Changemanagements anpassen und die Prinzipien der Agilität fest in ihrer Unternehmenskultur verankern.
Wenn Sie mehr über agiles Changemanagement und seine Umsetzung erfahren möchten, empfehlen wir Ihnen, sich tiefer in das Thema einzuarbeiten und praktische Ansätze auszuprobieren. Schaffen Sie die richtige Balance zwischen Struktur und Flexibilität, um die Chancen eines agilen Change-Ansatzes voll auszuschöpfen. Für eine holistische Ansicht ist es auch empfehlenswert, sich grundsätzlich mit ITIL und einer agilen Denkweise auseinanderzusetzen oder sich mit agilem Incidentmanagement zu beschäftigen.
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